Donnerstag, 24. September 2015

Ministerbrief für Eltern zum Thema Flüchtlinge

Eltern von Schülerinnen und Schülern
an den allgemein bildenden und beruflichen Schulen
des Landes Mecklenburg-Vorpommern

 Schwerin, 14. September 2015

  Liebe Eltern,

die sich zuspitzende politische Lage in den Krisengebieten der Welt führt dazu, dass immer mehr Menschen auch in unser Land fliehen. Es ist ein schwerer, aber wohlüberlegter Schritt, der eigenen Heimat, dem Land seiner Eltern und Großeltern den Rücken zu kehren und unter dramatischen und lebensbedrohlichen Umständen in eine ungewisse Zukunft aufzubrechen. Der Krieg und die Sorge um das Wohl der Familie lässt den Flüchtlingen gleichwohl keine Wahl.

Unter den Flüchtlingen befinden sich zahlreiche Kinder und Jugendliche, denen ein erfolgreiches Ankommen in einer völlig neuen Umgebung zu völlig neuen Bedingungen geebnet werden muss. Der Garant hierfür ist Bildung, die wiederum unmittelbar mit dem Spracherwerb in der Schule verknüpft ist.

Um diesen notwendigen Prozess in unseren Schulen erfolgreich zu gestalten, haben wir an vielen Schulen Intensivkurse „Deutsch als Zweitsprache“ eingerichtet. Das Angebot wird mit dem Zuzug weiterer Flüchtlingskinder laufend erweitert. Hierfür sind hundert weitere Stellen für Lehrerinnen und Lehrer geschaffen worden, die Deutsch als Zweitsprache unterrichten können. Zudem wurde die Zahl der Vertretungslehrkräfte weiter aufgestockt.

Zeitnah sollen 100.000 EUR für Willkommensprojekte über die Ehrenamtsstiftung bereitgestellt werden. Dieses Angebot richtet sich insbesondere an Schulfördervereine, um ihnen die Möglichkeit zu geben, mit Hilfe einer unbürokratischen finanziellen Unterstützung die Integration der Flüchtlingskinder an der eigenen Schule möglichst gut zu gestalten. Sobald das Programm anläuft, werde ich die Elternräte der Schulen gesondert informieren. Die gesamten Maßnahmen werden ausnahmslos mit zusätzlichen Mitteln umgesetzt.

Mir ist völlig bewusst, dass die Integration viel Kraft erfordert. Entscheidend ist aber die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen und den Zuzug der Menschen aus anderen Ländern als Bereicherung zu begreifen. Für unsere Kinder ist es nicht nur eine veränderte Situation, das Klassenzimmer mit Mitschülerinnen und Mitschülern zu teilen, die aus ihrem Heimatland geflohen sind und einem anderen Kulturkreis entstammen, sondern auch eine willkommene Chance, mehr Offenheit durch Annäherung und Freundschaft zu erwerben.

Sicher wird in diesen Tagen und Wochen nicht alles so reibungslos verlaufen, wie wir uns und Sie sich dies wünschen. Allerdings möchten wir alles in unserer Macht stehende tun, um etwaige Probleme schnell zu lösen. Sofern Sie Hinweise für uns haben, die uns helfen können, entstehende Herausforderungen gut zu bewältigen, wenden Sie sich bitte hierzu an den Klassenleiter bzw. die Klassenleiterin Ihres Kindes, die Schulleitung oder das zuständige Staatliche Schulamt.

Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis und appelliere an Ihre Hilfsbereitschaft, die nicht mit bloßem Mitleid gleichzusetzen ist. Ich bin davon überzeugt, dass die Unterstützung der Flüchtlinge nicht nur ein Gebot der Mitmenschlichkeit ist, sondern für die Zukunft unseres Landes von unschätzbarem Wert ist. Von daher erlaube ich mir, noch einen Appell an Sie zu richten: Auch Sie können tatkräftig an einer gelingenden Integration mitwirken, indem Sie z. B. gezielte Betreuungsangebote an den vollen Halbtagsgrundschulen bzw. an den Ganztagsschulen unterbreiten. Wenn Sie Interesse haben und eine entsprechende Möglichkeit sehen, dann lassen Sie es uns wissen: Die Kinder werden es Ihnen von Herzen danken!

Herzlichst
Ihr Mathias Brodkorb
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