Donnerstag, 27. Dezember 2012

Prosit Neujahr :-)

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Samstag, 15. Dezember 2012

Frohe Weihnachten!

Es treibt der Wind
Es treibt der Wind
im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt,
und manche Tanne ahnt,
wie balde
sie fromm und lichterheilig
wird-
und lauscht hinaus.
Den weißen Wegen
streckt sie die Zweige
hin- bereit,
und wehrt dem Wind
und wächst entgegen
der einen Nacht
der Herrlichkeit.
Rainer Maria Rilke (1875-1926)

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Weihnachten im Herzen tragen


O. Henry
Die Gabe der Weisen

Ein Dollar und siebenundachtzig Cent. Das war alles. Und davon sechzig Cent in Pennies, die sich, Münze für Münze, nur dadurch hatten ersparen lassen, dass man dem Kaufmann oder dem Gemüsemann oder dem Fleischer so lange zusetzte, bis einem der unausgesprochene Vorwurf der Knausrigkeit, den solch kleinliches Feilschen herausforderte, das Blut in die Wangen trieb. Dreimal hatte Della gezählt. Ein Dollar und siebenundachtzig Cent. Und morgen würde Weihnachten sein.
Da konnte man offenbar nichts anderes tun, als sich auf das schäbige, kleine Sofa fallen zu lassen und zu heulen. Und das tat Della denn auch. Was zu der erbaulichen Erwägung führt, dass das Leben aus Schluchzen, Seufzen und Lächeln besteht, wobei das Seufzen die größere Rolle spielt.
Während die Frau des  Hauses nach und nach aus dem ersten Stadium in das zweite übergeht, wollen wir einen Blick auf das Heim werfen. Eine möblierte Wohnung für acht Dollar die Woche. Sie war nicht gerade, was man bettelarm nennt, aber sicherlich hatte sie etwas an sich, was die Aufmerksamkeit der Gesellschaft zur Bekämpfung der Bettelei hätte rechtfertigen können.
Unten im Vorhaus befand sich ein Briefkasten, in den keine Briefe hineingingen, und ein elektrischer Klingelknopf, dem kein sterblicher Finger ein Läuten hätte ablocken können.  Ferner gehörte auch noch eine Karte dazu, die den Namen  „James Dillingham Young“ trug.
Der Name „Dillingham“  war den freien Lüften ausgesetzt, als sein Besitzer, in einer vergangenen Zeit des Wohlergehens, dreißig Dollar pro Woche verdient hatte. Nun, da der Verdienst  auf zwanzig Dollar zusammengeschmolzen war, sahen die Buchstaben von „Dillingham“ verwaschen aus, als hätten sie die ernsthafte Absicht, sich zu einem bescheidenen, anspruchslosen „D“ zusammenzuziehen. Aber immer, wenn James Dillingham Young heimkam und zu seiner Wohnung hinaufgeklommen war, wurde er „Jim“ gerufen und von Frau  James Dillingham Young, die uns schon als Della vorgestellt worden ist,  zärtlich umarmt. Was alles gut und schön ist.
Della hörte auf zu weinen und betupfte mit dem Puderlappen ihre Wangen. Sie stand am Fenster und folgte mit trüben Blicken einer grauen Katze, die über einen grauen Zaun in einen grauen Hinterhof schritt. Morgen würde Weihnachten sein, und sie hatte nur einen Dollar siebenundachtzig, um Jim ein Geschenk zu kaufen. Sie hatte seit Monaten, wo sie konnte, jeden Penny gespart, und das war das Ergebnis. Zwanzig Dollar die Woche reichen nicht lange. Die Ausgaben waren größer gewesen als berechnet. Das sind sie immer. Nur ein Dollar siebenundachtzig, um ein Geschenk für Jim zu kaufen. Für ihren Jim. So manche glückliche Stunde hatte sie damit zugebracht, sich etwas Nettes für ihn auszudenken. Etwas, das fein war und selten und gediegen- etwas, das beinahe schon ein wenig der Ehre würdig war, von Jim sein eigen genannt zu werden.
Zwischen den Fenstern des Zimmers befand sich ein Wandspiegel. Wisst ihr, was das ist, ein Wandspiegel in einer  Acht-Dollar-Wohnung? Wenn man sehr mager und sehr flink ist, dann kann man sich unter Umständen ein ungefähr richtiges Bild von seiner Erscheinung verschaffen, indem man sein Spiegelbild aus einer Serie schmaler Längsstreifen in rascher Aufeinanderfolge zusammenfügt. Della war schlank und beherrschte diese Kunst.
Plötzlich wirbelte sie vom Fenster weg zum Spiegel. Ihre Augen leuchteten, aber ihr Gesicht hatte binnen zwanzig Sekunden seine Farbe verloren. Eilends löste sie ihr Haar und ließ es in seiner ganzen Länge niederfallen.
Es gab nämlich zwei Besitztümer der James Dillingham Youngs, auf die sie beide mächtig stolz waren. Das war Jims goldene Uhr, die vor ihm seinen Vater und seinem Großvater gehört hatte. Das andere war Dellas Haar. Hätte in der Wohnung auf der anderen Seite des Lichthofs die Königin von Saba gelebt, Della hätte eines Tages ihr Haar zum Trocknen zum Fenster hinaushängen lassen, nur um Ihrer Majestät Juwelen und Schätze in den Schatten zu stellen. Und wäre König Salomon der Türhüter gewesen und der Keller voll mit seinen Schätzen, Jim hätte, so oft er an ihm vorbeiging, seine Uhr herausgezogen, bloß um zu sehen, wie er sich vor Neid den Bart zauste.
Nun also wallte Dellas wunderbares Haar an ihr nieder, sprühend und schäumend wie ein kleiner Wasserfall. Es reichte ihr bis über die Knie hinab und formte sich beinahe zu einem Gewand. Dann steckte sie es hastig und nervös wieder hoch. Einmal zögerte sie eine Minute lang, und ein paar Tränen liefen auf den abgenutzten roten Teppich.
Sie warf ihre alte braune Jacke um, sie setzte ihren alten braunen Hut auf. Mit wirbelnden Röcken und noch immer funkelnden Augen jagte sie zur Tür hinaus und die Treppe hinab auf die Straße.
Dort, wo sie haltmachte, stand auf einem Schild: „Madame Sofroni, Haartrachten“. Eine Treppenflucht rannte Della hinauf, dann sammelte sie sich keuchend.
Madame, üppig, allzu weiß und eisig, sah kaum nach ihrem Namen „Sofroni“ aus.
„Wollen Sie mein Haar kaufen?“ fragte Della.
„Ich kaufe Haar“, sagte Madame. „Nehmen Sie mal den Hut herunter und lassen Sie sehen, wie es ausschaut.“
Wieder fiel der braune Wasserfall.
Madame hob die Fülle mit erfahrener Hand. „Zwanzig Dollar“, sagte sie.
„Geben Sie sie mir schnell“, sagte Della.
Oh, und die nächsten zwei Stunden flogen auf rosigen Schwingen dahin.. Macht euch nichts aus der gemischten Metapher; Della durchstöberte die Geschäfte nach dem Geschenk für Jim.
Endlich fand sie es. Es war ganz gewiss für Jim und keinen anderen bestimmt. Kein gleichwertiges war in einem der anderen Läden zu finden, denn in allen hatte sie das Unterste zuoberst gekehrt. Es war eine Platinuhrkette von einfachem, reinem Muster, die ihren Wert nur durch das Material zur Geltung brachte und nicht durch irgendein prunkvolles Ornament, wie es sich für alle guten Dinge geziemt. Sie war geradezu der Uhr würdig. Auf den ersten Blick wusste Della, dass diese Kette Jims Eigentum werden musste. Sie glich ihm; ruhig und gediegen, so ließen sich beide beschreiben. Einundzwanzig Dollar nahmen sie ihr dafür ab, und mit den siebenundachtzig Cent eilte sie heim. Mit dieser Kette an seiner Uhr konnte Jim sich ungeniert in jeder Gesellschaft für die Zeit interessieren.
Denn war die Uhr auch ein Prachtstück, manchmal warf er nur einen verstohlenen  Blick darauf, woran der alte Lederriemen Schuld trug, der ihm statt einer Kette diente.
Als Della heimkam, gab ihr Rausch vernünftigen Überlegungen ein wenig Raum. Sie holte ihre Brennschere hervor, zündete das Gas an und ging ans Werk, die Verheerungen wiedergutzumachen, die durch das Zusammenwirken von Liebe  und Freigebigkeit angerichtet worden waren. Was immer eine ungeheure Arbeit ist, liebe Freunde. Eine Herkulesarbeit.
Binnen vierzig Minuten war ihr Kopf von winzigen, enganliegenden Löckchen bedeckt, die ihr eine wundersame Ähnlichkeit mit einem schwänzenden Schuljungen verliehen. Lange, sorgsam und kritisch betrachtete sie ihr Bild im Spiegel.
„Wenn Jim mich nicht umbringt“, sagte sie zu sich selbst, „bevor er mich ein zweites Mal anschaut, wird er sagen, ich sehe aus wie ein Tanzgirl von Coney Island. Aber was hätte ich denn tun wollen? Mein Gott, was hätt´ ich denn mit einem Dollar und siebenundachtzig Cent anfangen sollen?“
Um Punkt sieben Uhr war der Kaffee fertig, und die Bratpfanne stand angewärmt für die Koteletts hinten auf dem Ofen in Bereitschaft.
Jim war nie unpünktlich. Della krampfte ihre Hand um die  Uhrkette und saß am Tischeck in der Nähe der Tür, durch die er immer hereinkam. Dann hörte sie seinen Schritt unten  auf dem ersten Treppenabsatz, und einen kurzen Augenblick lang wurde sie weiß. Sie hatte die Gewohnheit, bei den einfachsten, alltäglichen Anlässen stille, kleine Gebete zu verrichten; so flüsterte sie jetzt: „Lieber Gott, lass ihn denken, dass ich noch hübsch bin.“
Die Tür ging auf, Jim trat ein und schloss sie wieder. Er sah mager und sehr ernst aus.
Armer Kerl, er war erst zweiundzwanzig- und schon für eine Familie sorgen zu müssen! Er brauchte einen neuen Überrock, und er war ohne Handschuhe.
Jim war an der Tür stehengeblieben, reglos, wie ein Vorstehhund, der eine Wachtel gewittert hatte. Seine Augen waren unverwandt auf Della gerichtet, und es lag ein Ausdruck in ihnen, aus dem sie nicht klug werden konnte und der sie erschreckte. Es war weder Zorn noch Überraschung, noch Missfallen, noch Entsetzen, noch irgendeine andere Regung, auf die sie vorbereitet war. Er starrte sie einfach an, unverwandt, mit diesem eigentümlichen Ausdruck im Gesicht.
Della krümmte sich unter diesem Blick; sie trat vom Tisch auf ihn zu.
„Jim, Liebster“, rief sie aus, „schau mich nicht so an! Ich hab´mir das Haar abschneiden lassen und es verkauft, denn ich hätte es nicht aushalten können, dir kein Weihnachtsgeschenk zu machen. Es wird ja wieder nachwachsen- du bist doch nicht böse, nicht wahr? Ich musste einfach. Mein Haar wächst ja schrecklich schnell. Sag: „Frohe Weihnachten!“ Jim, und lass uns guter Dinge sein, du weißt gar nicht, was für ein hübsches- was für ein wunderhübsches Geschenk ich für dich hab´!“
„Du hast dir das Haar abgeschnitten?“ fragte Jim mühsam, als wäre er trotz härtester geistiger Arbeit noch immer nicht bei dieser offenkundigen Tatsache angelangt.
„Abgeschnitten und verkauft“, sagte Della. „Magst du mich denn darum weniger gern? Ich bin doch auch ohne mein Haar ich; sag?
Jim sah sich sonderbar im Zimmer um.
„Du sagst, dein Haar ist weg?“  sagte er fast mit einem Ausdruck von Geistesschwäche.
„Du musst dich nicht danach umschauen“, antwortete Della. „Ich sag´ dir ja, es ist verkauft. Verkauft und weg! Junge! Es ist Weihnachtsabend! Sei gut zu mir, es war ja deinetwegen. Vielleicht waren die Haare auf meinem Kopf gezählt“, fuhr sie mit dem plötzlichen Ausdruck süßer Ernsthaftigkeit fort,  „aber wie lieb ich dich habe, das könnte nie einer zählen. Soll ich jetzt die Koteletts aufs Feuer setzen, Jim?“
Jim schien aus seiner Starre schnell zu erwachen. Er umfing seine Della. So wollen wir uns zehn Sekunden lang mit taktvoller Aufmerksamkeit irgendeinem selbstgewählten, in anderer Richtung liegenden Gegenstand zuwenden.  Acht Dollar in der Woche oder eine Million im Jahr- was macht das schon aus? Ein Mathematiker oder ein Klugkopf würde die falsche Antwort geben. Die Weisen brachten kostbare Geschenke, aber dieses war nicht darunter. – Diese dunkle Behauptung wird späterhin erhellt werden.
Jim zog ein Päckchen aus der Tasche seines Überrockes und warf es auf den Tisch.
„Missversteh mich nicht, Dell“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass so etwas wie Haareschneiden oder Rasieren oder Kopfwaschen  mich dazu bringen könnte, mein Mädel weniger liebzuhaben. Aber wenn du das da auspackst, dann wirst du sehen, warum ich zuerst wie vor den Kopf geschlagen war.“
Flinke Finger zerrten an Schnur und Papier. Dann ein verzückter Freudenschrei; und dann – o weh! – ein jähes weibliches Umschlagen in hysterisches Weinen und Klagen, das die unverzügliche Anwendung aller Trösterkünste des Herrn der Wohnung erforderlich machte.
Denn da lagen die Kämme- die Kammgarnitur, Seitenkämme und Kämme für den Zopf hinten-, die Della seit langem in einem Broadwayfenster  mit andächtigen Blicken betrachtet hatte. Schöne Kämme, reines Schildpatt, mit edelsteinbesetztem Rand; gerade die rechte Schattierung für das schöne, abgeschnittene Haar. Sie wusste, es waren teure Kämme, und ihr Herz hatte nach ihnen begehrt, hatte sich nach ihnen geradezu verzehrt, ohne die leiseste Hoffnung auf ihren Besitz. Und nun gehörten sie ihr, aber die Flechten waren weg, die der ersehnten Zierde hätten gereichen sollen.
Aber sie presste sie an ihre Brust, und schließlich konnte sie wieder aus umflorten Augen und lächelnden Mundes aufblicken und sagen: „Mein Haar wächst so schnell, Jim!“
Aber dann sprang Della wie eine versengte Katze hoch und rief: „Oh, oh!“
Jim hatte ja sein prachtvolles Geschenk noch nicht gesehen. Sie hielt es ihm voller Eifer in ihrer offenen Hand entgegen. Das matte, kostbare Metall schien im Wiederschein ihres hellen, heißen Gefühls zu blinken.
„Ist sie nicht eine Schönheit, Jim? Ich hab´ die ganze Stadt danach durchstöbert. Jetzt musst du hundertmal am Tag auf die Uhr schauen. Gib deine Uhr her. Ich möchte sehen, wie sie daran wirkt.“
Statt zu gehorchen, warf sich Jim auf das Sofa hin, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lächelte.
„Dell“, sagte er, „wir wollen unsere Weihnachtsgeschenke wegstecken und sie eine Zeitlang aufheben. Sie sind zu schön, als dass wir sie jetzt schon in Gebrauch nehmen sollten. Ich hab´ die Uhr verkauft, um Geld für die Kämme zu haben. Und nun, denk´ ich, kannst du die Koteletts aufsetzen.“
Die Heiligen Drei Könige waren, wie ihr wisst, weise Männer- wunderbar weise Männer-. Die dem Kind in der Krippe Gaben gebracht haben. Sie haben die Kunst erfunden, Weihnachtsgeschenke zu machen. Und weil sie weise waren, waren zweifellos auch ihre Geschenke weise- sie ließen sich notfalls sogar umtauschen. Und hier habe ich allzu ungeschickt die ereignislose Geschichte von zwei törichten Kindern in einer Stadtwohnung berichtet, die unbedacht einander die größten Schätze ihres Hauses geopfert haben. Aber in einem letzten Wort an die Weisen dieser Tage sei es gesagt, dass von all denen, die Geschenke geben, diese zwei die Weisesten waren, Von allen, die Geschenke geben und empfangen, sind sie die Weisesten.
Überall sind sie die Weisesten. Sie sind die Weisen aus dem Morgenlande.
Quelle:
Wunderweiße Nacht
Erzählungen, Gedichte und Lieder für das Weihnachtsfest
Herausgegeben von Rut und Rudolf Brock
Henschelverlag
Kunst und Gesellschaft
Berlin 1986
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Samstag, 8. Dezember 2012

72,10 Meter

Im Dezember 2010 wurde unter der Schirmherrschaft von Lidl (Niederlande) im Bahnhof von Haarlem der größte Christstollen der Welt präsentiert. Mit einer Länge von 72,10 Metern hält das Riesengebäck seitdem den Rekord.

Viel Freude beim Backen und Naschen:-)