Montag, 27. Februar 2012

Abitur einheitlicher

Die Pläne für ein gemeinsames Abitur der Bundesländer werden konkreter: 2014 soll es in Niedersachsen, Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein erstmals gemeinsame Prüfungsaufgaben für die Schüler geben. Das teilte das Kultusministerium in Hannover am Sonntag mit. Experten entwickelten derzeit die Aufgaben für die Fächer Deutsch, Englisch und Mathematik auf erhöhtem Anforderungsniveau, was den ehemaligen Leistungskursen entspreche.

Unser Ziel ist es, die Chancen unserer Abiturientinnen und Abiturienten auf hochwertige Bildung und gerechte Teilhabe weiter zu steigern", sagte Kultusminister Bernd Althusmann (CDU). Gemeinsam mit den anderen Ländern wolle die Landesregierung eine bessere Vergleichbarkeit der Abschlüsse schaffen. Die niedersächsischen allgemein bildenden Schulen, die bereits am Zentralabitur teilnehmen, erhalten laut Ministerium am Montag genauere Informationen zu den Plänen.

Die von den Experten entwickelten Aufgaben würden von den Ländern in die schriftlichen Prüfungen einbezogen. Im Detail seien dafür die Fachkommissionen zuständig. Die Prüfungstermine ab dem Schuljahr 2013/14 sollen in Kürze zwischen den Ländern abgestimmt werden.

Bereits im April sollen erste Übungsaufgaben als Beispiele für die gemeinsamen Aufgaben veröffentlicht werden. Für Herbst 2013 ist laut Kultusministerium je eine Klausur in den drei Fächern mit gemeinsamen Aufgaben vorgesehen, bevor im Frühjahr 2014 das ländergemeinsame Abitur geschrieben wird.

Althusmann bat die Schulleitungen um Unterstützung bei der Umsetzung der Pläne. "Unser Ziel ist es, die Vergleichbarkeit der Abiturergebnisse innerhalb unseres föderalen Bildungssystems zu stärken", betonte er. Dies geschehe im Interesse der Abiturienten. Die Lehrer würden mit Fortbildungen begleitet, kündigte er an.
Quelle:
http://regionales.t-online.de/abitur-soll-in-sechs-laendern-einheitlicher-werden/id_54309580/index
27.02.2012, 15.00 Uhr

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Ostseezeitung 28.02.12
Zentral-Abitur:
Lehrer und Eltern kritisieren Start ab 2014
In sechs Bundesländern soll es bereits in zwei Jahren ein gemeinsames Abi geben.
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Rostock – Lehrer, Eltern und Gewerkschafter in Mecklenburg-Vorpommern sehen die zügige Einführung eines Zentralabiturs äußerst skeptisch. „Dafür müssten zunächst
die Bildungsstandards in den Ländern vereinheitlicht werden“, betont die Vorsitzende des Landeselternrats MV, Yvonne Tabel-Blaumann. Mit dem gemeinsamen Abitur bereits in zwei Jahren zu starten, sei viel zu früh….
„Der Start 2014 ist viel zu kurz gegriffen“, kritisiert auch die Landesvorsitzende
der Lehrergewerkschaft GEW, Annett Lindner. „Das würde bedeuten, das Pferd von hinten aufzuzäumen.“ Bildungspolitisch sei Deutschland noch ein Flickenteppich.
Ob Lehrbücher oder Schularten – die Bedingungen in den einzelnen Ländern seien vollkommen unterschiedlich.
Das kann der Vorsitzende des Philologenverbandes MV, Jörg Seifert, bestätigen. „Bei uns beginnt das Gymnasium ab der 7. Klasse – und damit zwei Jahre später als in den meisten anderen Ländern“, sagt Seifert. Ein Wettbewerbsnachteil für die Gymnasiasten im Nordosten: Den Schülern würden ganze zwei Jahre fehlen, um etwa das in Gymnasien
geforderte selbstständige und wissenschaftliche Arbeiten zu lernen. Der Philologenverband MV fordert daher, die 5. und 6. Klassen wieder an die Gymnasien anzugliedern.
„Wir können nicht mit einem Trabant zum Rennen antreten – gegen einen Ferrari aus Niedersachsen“, formuliert es Seifert, der als Lehrer am Gymnasium Friderico-Francisceum in Bad Doberan (Landkreis Rostock) arbeitet. Eine Chancengerechtigkeit
wäre somit nicht gegeben.
Dabei sollen genau diese vergleichbaren Wettbewerbsbedingungen durch ein Zentralabitur gefördert werden. „Unser Ziel ist es, die Chancen unserer Abiturientinnen und Abiturienten auf hochwertige Bildung und gerechte Teilhabe weiter zu steigern“, sagt der niedersächsische Kultusminister Bernd Althusmann (CDU). Gemeinsam mit den
anderen Ländern wolle man eine bessere Vergleichbarkeit der Abschlüsse schaffen. Die Prüfungstermine ab dem Schuljahr 2013/2014 würden „in Kürze“ zwischen den
Ländern abgestimmt. „Wir gehen davon aus, dass das gemeinsame Abitur kommt“, sagte
eine Ministeriums-Sprecherin gestern auf OZ-Anfrage. In einer Arbeitsgemeinschaft
hätten sich die teilnehmenden Länder darauf verständigt.
Der Fahrplan sehe vor, dass bereits im April 2012 erste Musteraufgaben als Beispiele für
gemeinsame Aufgaben in der Abiprüfung veröffentlicht werden. Für Herbst 2013 sei je eine Klausur in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik vorgesehen.
Und im Frühjahr 2014 werde das erste Abi geschrieben, bei dem je eine Aufgabe in
den drei Fächern länderübergreifend identisch sei.

94 Wochenstunden haben Grundschüler in MV in den ersten vier Schuljahren.
Das sind deutlich weniger als in vielen anderen Bundesländern, wie aus Veröffentlichungen der Länder im Internet hervorgeht. In Bayern sind es 104 und
in Hamburg sogar 108 Wochenstunden.
„Mecklenburg-Vorpommern liegt im Vergleich der Bundesländer im unteren
Drittel“, sagte Simone Oldenburg, bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Landtag. Die Lehrerin forderte eine Aufstockung des Grundschulunterrichts
um sechs auf insgesamt 100 Wochenstunden.

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