Fast jeder kennt noch aus der Schule die typischen rotblauen
Radiergummis. Mit der roten Seite radiert man Bleistiftschrift
oder -zeichnungen weg. Aber wofür ist eigentlich die blaue
Seite eines Radiergummis da?
Allein schon bei dem Gedanken an einen typischen
Radiergummi wird man gleich in die Schule zurückversetzt.
Ratzefummel wird das praktische Utensil von Schülern auch
gerne genannt, das in den meisten Federmappen schon beim
Kauf enthalten ist. Und zwar nicht in nur Form von lustigen,
bunten Tieren, sondern in seiner klassischsten Variante: mit
einer etwas größeren roten und einer blauen Seite.
In der Schule hielt sich hartnäckig das Gerücht, mit der
blauen Seite könne man Tinte wegradieren. Wirklich
ausprobiert hat es aber kaum jemand. Schließlich hatte man
dafür den Tintenkiller. Aber kann man mit der blauen Seite
wirklich Tinte entfernen, oder hat Sie einen ganz anderen
Zweck?
So funktioniert ein klassischer Radiergummi
Um die Funktionsweise der blauen Seite richtig erklären zu
können, müssen wir uns erst einmal damit beschäftigen, wie
ein Radiergummi überhaupt funktioniert. Das hat nämlich mit
Physik zu tun. Wenn man mit einem Bleistift auf Papier
schreibt oder zeichnet, bleiben kleinste Teile des Grafits aus
dem Bleistift am Papier haften. Grund dafür ist die
sogenannte Adhäsionskraft, also die Anziehungskraft
zwischen verschiedenen Molekülen.
Die Kräfte, die dem zugrunde liegen, sind übrigens bis heute
nicht richtig erforscht. Es gibt deshalb unterschiedliche
Adhäsionstheorien. Tatsache ist aber, dass die
Adhäsionskraft von Kautschuk größer ist, als die von Papier.
Damit hat ein Radiergummi, der aus Kautschuk besteht, eine
größere Anziehungskraft als das Papier. Beim Rubbeln mit
dem Radiergummi werden die Grafitteileichen wie durch
einen Magneten vom Papier weggezogen und verschwinden
so spurlos. Was bleibt, ist maximal eine Druckspur im Papier.
Hätten Sie’s gewusst?
Die Adhäsionskraft des Radiergummis
wurde bereits im 18. Jahrhundert entdeckt, und zwar von
Edward Nairne. Im 16. Jahrhundert nutzten die Menschen
noch Brot, um damit Bleistiftstriche zu entfernen.
So funktioniert die blaue Seite
Der Funktionsweise der blauen Radiergummiseite kommt
man gut auf die Spur, wenn man den lateinischen Ursprung
des Wortes betrachtet. Radiergummi stammt nämlich von
„radere“ ab, was so viel wie „schaben“ oder „kratzen“
bedeutet. Diese Bedeutung passt nicht zu der
magnetähnlichen Weise, in der die rote Radiergummiseite
Grafit vom Papier löst. Wohl aber zur Funktionsweise der
blauen Seite.
Das Ausgangsmaterial des blauen Radiergummis ist
identisch mit der roten Seite. Zusätzlich enthält das blaue
Gummi aber noch gemahlene, harte Stoffe wie Bimsstein,
Quarz oder sogar Glas. Diese zugesetzten Materialien
sorgen dafür, dass die blaue Seite auf dem Papier tatsächlich „kratzt“, wie es die lateinische Bedeutung nahelegt. Die blaue
Radiergummiseite trägt somit die oberste Papierschicht ab.
Dementsprechend ist sie tatsächlich zum Entfernen von Tinte
oder Tusche geeignet aber auch dafür, fest angedrückte
Bleistiftstriche zu entfernen.
Allerdings ist der Umgang mit der blauen Seite des
Radiergummis nicht ganz einfach und erfordert viel
Fingerspitzengefühl. Wenn Sie nur ein bisschen zu fest
andrücken oder etwas zu lange rubbeln, ist schnell ein Loch
im Papier. Ebenso werden die Linien oder Karos des Papiers
mit der blauen Seite entfernt. Deshalb ist sie gerade für den
Schulunterricht nicht wirklich geeignet. Wenn überhaupt,
sollte die blaue Seite nur auf etwas dickerem Papier genutzt
werden. Für Tinte sind die klassischen Tintenkiller die
bessere Wahl.
Zweckentfremdet:
Dafür sind Radiergummis noch gut
Doch nicht nur Bleistiftstriche lassen sich mit Radiergummis
entfernen, sondern auch andere Dinge. Zum Beispiel
bekommen Sie dunkle Striemen von Wildlederschuhen mit
einem Radiergummi ganz einfach weg. Aber auch Flecken
auf Goldschmuck oder Streifen an der Wand gehen mithilfe
von Radiergummis weg. Allerdings sollten Sie für solche
Reinigungsarbeiten eher einen weißen Radiergummi
verwenden
Quelle: http://www.focus.de/
letzter Zugriff: 15.8.2018, 14.00 Uhr
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